2. Einzelaspekte
	2.1. Der Standort
		2.1.1. Auswahlkriterien
		2.1.2. Veränderungen der Landschaft
	2.2. Die Bevölkerung
		2.2.1. Wachstum und Zusammensetzung
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2. Einzelaspekte

2.1. Der Standort

Seitenanfang2.1.1. Auswahlkriterien


Die Wahl Hong Kong Islands als Standort für eine neue Kolonie erfolgte aus langfristigen wirtschaftlichen und militärischen Überlegungen der East India Company der Briten. Hierbei spielte die Beschaffenheit der Insel selbst offensichtlich eine untergeordnete Rolle, denn ihre geringe Fläche und vor allem die steilen Berghänge setzen den Möglichkeiten zur Besiedlung enge Grenzen. Außerdem bestand die Einwohnerschaft zum Zeitpunkt der Annexion aus einer vorwiegend bäuerlichen Bevölkerung von nur 6.000 Personen. Die Zahl der potentiellen Arbeitskräfte und die vorhandene Kaufkraft war also gering. Dementsprechend stark wurde die Entscheidung für Hong Kong Island durch die britische Öffentlichkeit kritisiert. Doch der Standort besitzt ganz wesentliche Vorzüge, die für vorausschauende Militärs und Geschäftsleute den Ausschlag gaben. Dies waren die geographische Lage und ganz besondere Eigenschaften des Inselhafens. Hieraus ergaben sich enorme Möglichkeiten zu weiterer territorialer und wirtschaftlicher Expansion, für die Hong Kong als Basis dienen sollte.

Karte Hong Kongs

Hong Kongs Insellage ermöglichte die Verteidigung der Kolonie mit relativ geringem personellen Aufwand, und die natürliche Begrenzung zum chinesischen Kaiserreich machte den Bau größerer Festigungsanlagen zunächst überflüssig. Das Kapital der East India Company konnte darum zum Ausbau der Infrastruktur und zur Schaffung neuen Baulands durch Planierung einiger Berge verwendet werden. Die Lage am Südchinesischen Meer und an der Perlflußmündung, durch die Kanton auf direktem Wasserweg erreichbar ist, boten sowohl Militär als auch Handel von Beginn an gute Voraussetzungen zum Transport von Soldaten und Waren ins chinesische Festland und ins übrige Südostasien.

Der größte Vorzug von Hong Kong Island ist aber der natürliche Tiefwasserhafen an ihrer Nordküste. Er ist der einzige taifunsichere Hafen in dieser Region und die Tiefe des Beckens war auch für große Kriegsschiffe ausreichend. Um ihn leichter verteidigen zu können, besetzte Großbritannien auch die an der Gegenküste liegende Halbinsel Kowloon.

Nach Abschluß des "Pachtvertrages" von 1898 über die New Territories im Hinterland von Kowloon vergrößerte sich das Territorium um das Zehnfache. Hong Kong erhielt damit seine heutigen Grenzen. Die 1.040 km2 Landfläche der Kolonie verteilen sich auf den Kern Hong Kong Island, einem festländischen Teil mit Kowloon und den nördlichen New Territories, sowie die ebenso zu den New Territories zählenden 235 Inseln einschließlich Lantaos. Durch die zahlreichen Inseln ergibt sich eine Küstenlinie von gesamt 733 Kilometern; zu China gibt es eine 30 Kilometer lange Landgrenze, während das Gebiet Macaos nicht direkt angrenzt.

Hong Kong Island und Kowloon stellen das Wirtschaftszentrum der Kolonie dar, während die New Territories vor allem die Aufgabe haben, die Reserve an Bauland zu bilden. In den Anfangsjahren der Kolonie sollten sie die Verteidigung und Versorgung der Kolonie mit den wichtigsten Nahrungsmitteln und Rohstoffen sicherstellen. Ihre Produktion reichte jedoch schon sehr früh nicht mehr für die schnell wachsende Bevölkerung aus. Hong Kong ist vollkommen von den Lieferungen aus China abhängig. Heute wäre die Kolonie in Krisenzeiten nicht einmal in der Wasserversorgung autark.


Seitenanfang2.1.2. Veränderungen der Landschaft


Im Zuge der Besiedelung Hong Kongs wurde die Landschaft stark verändert. Aus Mangel an Baufläche wurden bereits in den ersten Jahren der Kolonie Berge auf Hong Kong Island abgetragen und damit Teile des Hafenbeckens aufgeschüttet. An der Küste Kowloons und beim Bau des neuen Flughafens Chek Lap Kok wurde mit der selben Methode Neuland gewonnen.

 

Auch die Landwirtschaft hat das Gesicht Hong Kongs tiefgreifend verändert. Daß sie in einem so sehr auf Handel und Industrie konzentrierten Land überhaupt noch betrieben wird, ist nur durch ein Bestreben nach einem Mindestmaß von Autarkie erklärbar. Trotz diese Bedürfnisses wird der Anteil der landwirtschaftlich genutzten Flächen weiterhin geringer. Neben dem Wachsen der Städte sind hierfür Landschaftsschutzmaßnahmen verantwortlich.

Flächenmangel machte Intensivierungsmaßnahmen und Waldrodungen erforderlich. Als Folge daraus ist der ursprüngliche Tropenwald bis auf Restbestände auf Bergen und kleinen Inseln verschwunden. Da jedoch aufgrund der hohen Reliefenergie die Erosion in Hong Kong sehr stark ist, mußten große Flächen wieder aufgeforstet werden. Heute sind wieder zwölf Prozent des Gesamtgebietes bewaldet.

Die Kolonisierung Hong Kongs hat natürlich auch die Wandlung der Kulturlandschaft zur Folge. In den New Territories gab es bereits einige Jahrhunderte vor der Eroberung durch Großbritannien Dörfer. Fast alle wurden mittlerweile aufgelöst oder zu Städten von mehreren zehntausend Einwohnern umstrukturiert.


2.2. Die Bevölkerung

Seitenanfang2.2.1. Wachstum und Zusammensetzung


Es ist nur sehr begrenzt möglich, genaue Zahlenangaben über die Bevölkerungsentwicklung Hong Kongs zu machen, da die Quellen stark differieren. Hierfür gibt es mehrere Gründe. Die Schwierigkeit liegt vor allem darin, daß die Einwanderung in die Kolonie lange Zeit unplanmäßig und unkontrollierbar vor sich ging, insbesondere während der Kriege und Revolutionen. Zudem wird eine statistische Erfassung durch hohe Reisetätigkeit erschwert. So befanden sich zum Beispiel im November 1996 über 200.000 der anerkannten Bürger Hong Kongs im Ausland. Ein weiteres Problem ergibt sich durch die Gruppe der zahlreichen Einwanderer, die sich illegal in der Kolonie aufhalten und darum ein Interesse daran haben, von den Behörden unentdeckt zu bleiben.

In den frühen Jahren von 1842 bis 1861 wuchs die Bevölkerung durch Zuwanderung und durch "Pachtung" der bereits besiedelten New Territories schnell auf 100.000 Personen an. Sie setzte sich vor allem aus britischen Händlern, Soldaten und Matrosen und Südchinesen aus der angrenzenden Provinz zusammen. Die Rolle der Chinesen bestand in der Regel darin als Reisbauern und Haltern von Fischteichen in den New Territories die Versorgung zu sichern oder im Hafen und in den Handelsunternehmen der Europäer zu arbeiten. Eine dritte, sehr kleine Gruppe der Chinesen arbeitete als gutverdienende Dolmetscher und Mittelsmänner, sogenannte "Compradores". Sie waren nötig, weil mit Ausnahme der Missionare kein Europäer Kantonesisch beherrschte und bis heute nur ein Teil der Hong Kong - Chinesen englisch spricht. Außerdem ist für einen europäischen Geschäftsmann die Hilfe eines Chinesen, der sich mit den in der chinesischen Kultur sehr wichtigen Familienbeziehungen auskennt, von großer Bedeutung. Gemeinsam mit den Briten eingewanderte Inder arbeiteten ebenfalls als Dolmetscher. Zwar macht die Gruppe der Inder mit etwa 8.000 Personen nur einen verschwindend kleinen Anteil an der Gesamtbevölkerung aus, doch ist ihr Einfluß groß. In den 1990er Jahren kontrollierten sie geschätzte zehn Prozent des Handels in Hong Kong.

Die Europäer und später die US-Amerikaner behielten lange Zeit ausschließlich sich das Management vor. Der Wandel in diesem Bereich war vor allem eine Folge der Einwanderung wohlhabender Shanghai-Chinesen ab 1949.

Durch natürliches Wachstum und stetige Zuwanderung war die Bevölkerungszahl bis 1900 auf 200.000 Personen gestiegen. 1912 gab es nach dem Sturz der Quing-Dynastie und der Begründung der ersten chinesischen Republik durch Sun Yat-Sen die erste große Flüchtlingsbewegung in Richtung Hong Kong. Im Jahr 1936 zählte die Kolonie zum ersten mal an die 1.000.000 Einwohner. Als sich dann im Japanisch-Chinesischen Krieg die Bevölkerungszahl durch Flüchtlinge aus den besetzten Küstenprovinzen verzweifachte, war Wohnraum knapp. Auf einer Fläche, die etwa der anderthalbfachen Hamburgs entspricht, lebten zwei Millionen Menschen. Um die vorhandenen Städte entstanden die ersten Slums der Kolonie, und mehrere zehntausend lebten bis in die 1980er Jahre auf Hausbooten. Die Situation der Bevölkerung verschlechterte sich weiter durch die japanische Besatzung Hong Kongs ab 1941. Versorgungsschwierigkeiten während der folgenden vier Jahre bis zum Abzug der Japaner zwangen viele zum Auswandern. Da außerdem viele während des Krieges deportiert wurden, hatte Hong Kong zu dessen Ende nur noch 610.000 Einwohner.

Neue Flüchtlingswellen in Folge des anschließenden Chinesischen Bürgerkrieges ließen das Vorkriegsniveau bald wieder erreichen. Seit dem ist die Bevölkerungszahl Hong Kongs bis auf einen Einbruch in den frühen 50er Jahren nur noch gestiegen.

Die Machtübernahme Mao Zedongs auf dem chinesischen Festland bewirkte auch einen Wandel im Leben der Hong Konger Bevölkerung. Viele der Flüchtlinge, die 1949 aus Schanghai in die britische Kolonie kamen, waren sehr wohlhabend. Mit ihrem Kapital und ihrer Geschäftserfahrung entstanden dort die ersten von Chinesen geführten Unternehmen. Dies waren häufig Dienstleistungsunternehmen wie Wäschereien und Reperaturwerkstätten, aber auch Hersteller von arbeitsintensiven Produkten wie Papierblumen und Textilien. Diese Betriebe brachten ihren Besitzern große Gewinne, da die Lohnkosten äußerst gering waren. Nachdem die Volksrepublik China wegen des Koreakrieges durch die Vereinten Nationen boykottiert wurde, war der Zwischenhandel mit dem Nachbarstaat weggefallen. Durch die Konkurrenz der vielen, nun arbeitslosen Hafenarbeiter mit den Flüchtlingen sanken die Löhne auf ein Minimum. Sicherheitsvorkehrungen und Arbeitszeitbeschränkungen gab es in der Praxis nicht.

Die Flüchtlingsbewegung von 1949 war bislang die letzte, die Hong Kong vor so große Probleme stellte. Zwar nahm die Bevölkerung seit dem pro Jahrzehnt um bis zu einer Million Menschen zu, aber der Steigerungsprozess ist nun gleichmäßiger. Die Gründe für den Rückgang des Flüchtlingsaufkommens in Hong Kong sind die verhältnismäßig große politische Stabilität in der VR China die heute weltweite Ausweitung des Beziehungsnetzes der Überseechinesen. Bis zur zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts kam für Flüchtlinge aus China nur eine Auswanderung nach Hong Kong oder Taiwan in Frage. Im übrigen südostasiatischen Ausland war es immer wieder zu anti-chinesischen Pogromen gekommen und die USA sperrten sich gegen asiatische Einwanderer, weil sie auf dem Arbeitsmarkt keine Billiglohn-Konkurrenz für ihre Bürger wollten. Die Einwanderungsbeschränkungen wurden jedoch von vielen Chinesen untergangen und nach und nach gelang der Aufbau von chinesischen Kolonien in den Großstädten Nordamerikas, insbesondere an der Pazifikküste. Da einige dieser Auswanderer später die staatliche Anerkennung erreichten, ist es heute mit Hilfe des Gesetzes zur Familienzusammenführung leicht, nach Kanada oder den USA zu emigrieren. Diese Länder sind somit zur Alternative für Hong Kong geworden. Noch immer macht Zuwanderung den größten Teil des Bevölkerungswachstums aus. So gab es im Zeitraum von Mitte 1995 bis Mitte 1996 einen Geburtenüberschuß von 35.600 Menschen, während in der gleichen Zeit 119.300 neue Einwanderer kamen. Weiterhin bleibt für Hong Kong der Umstand charakteristisch, daß mehr als die Hälfte seiner Einwohner im Ausland geboren wurden. Aber das Ausmaß der Zuwanderung und ist nicht mehr so groß wie während den Krisenjahren im benachbarten China und kann deswegen besser verkraftet werden.

Den Generationen nach den 50er Jahren gelang der wirtschaftliche Aufstieg, ihre verstärkte Kaufkraft machte wiederum das Entstehen neuer Dienstleistungsbetriebe möglich, wodurch sich dieser Prozeß von selbst beschleunigt. Das Ende des UN-Boykotts der Volksrepublik verbesserte Hong Kongs Wirtschaftslage zusätzlich. Die aktuellen demographischen Werte in Bezug auf Einkommen und Lebenserwartung sind mit den westlichen Industrieländern zu vergleichen.Seitenanfang

Demographische Daten Hong Kongs für 1995 und 1996
Durchschnittsalter:34 Jahre
Beschäftigte:3,2 Millionen
Hochschulabsolventen:10%
Durchschnittseinkommen pro Haushalt:17.500 $
Lebenserwartung:80 Jahre; Männer 76, Frauen 83
Alphabetisierungsgrad:77%; Männer 90%, Frauen 64%
Geburtenrate:12 pro 1000 EW

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Diese Seite wurde von Markus Beier erstellt. Sie wurde das letzte Mal am 17.07.1999 aktualisiert.