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Regie/Akteure

Der Regisseur:

Der Film "Apokalypse, Now" wurde von Francis Ford Coppola inszeniert. Der 1933 in Detroit geborene Coppola war Regieassistent, bis er 1963 seinen ersten eigenen Film "Dementia 13" machte. Dieser und der folgende Film "You’re A Big Boy Now" 1966 bescherten ihm bescheidenen finanziellen Erfolg und ließen seine Begabung zu Tage treten, mit einem möglichst geringen Budget auszukommen. Neben seiner filmischen Tätigkeit schrieb er auch an Drehbüchern mit. Für das Skript zu dem Film "Patton: Lust For Glory" erhielt er den Oscar. Sein nächster Film (1971) "The Godfather/Der Pate", der die Geschichte einer Mafiafamilie erzählt, brach alle Kassenrekorde und zeigte seine Fähigkeit, auch aufwendigere Produktionen erfolgreich in Szene setzen zu können. Hier arbeitete er das erste Mal mit dem aus den Schlagzeilen verschwundenen Marlon Brando zusammen. In dem Film "The Conversation" von 1974 behandelte er die aktuelle Thematik des Abhörens. Sein nächster Kassenerfolg gelang ihm 1975 mit der Fortsetzung "The Godfather, Part II/Der Pate, Teil II". Hier schaffte er es nicht nur, den Qualitätsstandard des Vorgängers erneut zu erreichen, sondern ihn noch zu übertreffen. "Apokalypse, Now" brachte ihn an den Rand des finanziellen Ruins, da er ihn mit einem Großteil seines Privatvermögens finanzierte (siehe Besonderheiten). Doch der Film wurde ein Erfolg. Einer der letzten Filme Coppolas in den deutschen Kinos war die Neuverfilmung des Dracula-Themas.

Die wichtigsten Schauspieler:

Marlon Brando ist der eigentliche Hauptdarsteller des Films. Auch hat er die bewegteste schauspielerische Vergangenheit und zählt zu den schillerndsten Gestalten Hollywoods.

Die Karriere des 1924 geborenen Brandos begann 1950 in dem Film "The Men/Die Männer". Seinen ersten Erfolg hatte er mit "The Wild One/Der Wilde", in dem er einen jugendlichen Motorradrocker spielte. Dadurch wurde er zum Vorbild der rebellierenden Jugend in Amerika. Sein Outfit wurde exakt kopiert, und Brando erhielt das Image des Lederjacken-Rüpels. Den ersten Oskar erhielt er für die Rolle eine Hafenarbeiters in "On The Waterfront/Die Faust im Nacken". Wie man am Deutschen Titel erkennen kann, trat Brando auch in diesem Film als schlagfertiger Zeitgenosse in Erscheinung.

Nach diesem Film versuchte er, aus seinem Image durch Spielen von gesellschaftlichen Randfiguren und Einzelgängern (z.B. in "The Ugly American/Der häßliche Amerikaner") auszubrechen. Doch das Publikum konnte sich mit diesen Figuren nicht identifizieren. So sank der Stern Brandos. Alle hielten seine Karriere für beendet, als er 1971 den alternden Mafiaboß Corleone in Coppolas "The Godfather/Der Pate" spielte. Nach diesem Film war er wieder groß im Geschäft. Es folgte weiter erfolgreiche Filme, wie "L’ultimo Tango A Parigi/Der letzte Tango in Paris" (1972) oder "Apokalypse, Now" (1979). Nah diesen Erfolgen kam wieder der Exzentriker Brando, der seinen zweiten Oskar ablehnte, zum Vorschein. Er lehnte viele Angebote ab und war nur bereit für Höchstgagen noch, zu drehen. Um so erstaunlicher ist sein Auftritt in "Freshman", einem Film eines Nachwuchsregisseurs, für den er nur einen Bruchteil seiner vorigen Gagen bekam. In diesem Film karikierte er sein Image als Pate.

Zuletzt kam Marlon Brando durch seine Äußerung "ganz Hollywood gehört den Juden" in die Schlagzeilen. Er will vor dem Zentralrat der Juden in den USA dazu Stellung nehmen.

Martin Sheen trat bis zu "Apokalypse, Now" nur als Nebendarsteller in verschiedenen Billigproduktionen auf. Doch auch nach diesem Film erhielt seine Karriere keinen entscheidenden Aufwärtstrend. In allen erfolgreichen Filmen, in denen er nach 1979 mitspielte, trat er nur in Nebenrollen auf (z.B. "Wall Street"). Ähnlich wie Brando karikierte auch Sheen sein Image aus "Apokalypse, Now" und "Wall Street" in seinem Kurzauftritt bei "Hot Shots 2".

Colonel Kilgore alias Robert Duvall beim Angriff des Dorfes
Robert Duval alias Colonel Kilgore beim Angriff des Dorfes

Die Nebenrollen des Films sind teilweise hochkarätig besetzt. Robert Duvall, Dennis Hopper und Harrison Ford sind Beispiele. Dennis Hopper ist durch seinen Film "Easy Rider" bekannt geworden, und so ist es auch nicht verwunderlich, daß er auch in "Apokalypse, Now" einen Hippy-Fotografen spielt. Harrison Fords Karriere wurde durch seine Zusammenarbeit mit George Lucas und Stephen Spielberg positiv beeinflußt. Filme wie "Star Wars"- und "Indiana Jones"-Trilogien machten ihn zum Star. Robert Duvall, der für seine Rolle für den Oskar nominiert wurde, war zuletzt in "Falling Down" zusammen mit Michael Douglas zu sehen.


SeitenanfangFilmische Stilmittel


Im Film kommen in Anbetracht seiner Länge nur relativ wenige Dialoge vor. Insbesondere im ersten Teil der Flußfahrt ist dies der Fall. An dessen Stelle tritt ein Off-Text auf. Er stellt die Parallele zum inneren Monolog Marlows dar.

Am Anfang und am Ende werden Mehrfachbelichtungen verwandt. So sieht man zu Beginn Willards Kopf und gleichzeitig einen Napalmangriff der Amerikaner. Zum Schluß kommt dieses Stilmittel bei der Tötungsszene Kurtz’ zum Einsatz und zeigt die Verworrenheit der Hauptdarsteller.

Die Flußfahrt Willards wird in langen Szenen dargestellt, während die durchschnittliche Einstellungsdauer während des Hubschrauberangriffs auf das Dorf ungefähr 7,5 Sekunden beträgt. Es kommen nur wenige Kameraschwenks vor, die eine Szene rasanter erscheinen lassen. Stattdessen werden häufig Einstellungswechsel vorgenommen. Dies fällt besonders im Schlußteil des Films auf, als Kurtz und Willard eine Unterhaltung führen.

Das Wetter ändert sich an der Brücke. Vorher war während der Flußfahrt immer strahlender Sonnenschein. Das Boot erreicht die Brücke schon in der Nacht. Nach diesem Halt klart das Wetter nicht mehr auf. Ständig ist der Himmel bewölkt oder es gibt Nebel. Auch in Kurtz’ Lager herrscht eine bedrückende Finsternis. Die Akteure sind in den Bauten nur im Zwielicht zu erkennen. Der Veränderung des Himmels - als Hintergrund verstanden - soll den Wechsel von der "Zivilisation" zur Finsternis der "Wilden" deutlich machen.

Die Musik unterstreicht die Atmosphäre der einzelnen Szenen. So kündigt zu Beginn des Films das Lied der Doors "The End" die mit dem Napalmangriff einhergehende Apokalypse an. Eine weitere Stelle, an der die Musikuntermalung eine große Rolle spielt, ist der Hubschrauberangriff auf das Dorf. Dort stellt Wagners "Walkürenritt" die Einstellung der Amerikaner zu diesem Krieg dar.

An der Verwendung der markanten Stilmittel kann man die Schlüsselszenen des Films erkennen. Dieses Szenen sind der Angriff auf das Dorf, die Nacht an der Dulung-Brücke und der Dialog zwischen Willard und Kurtz.


SeitenanfangHistorischer Kontext des Films


Der Film "Apokalypse, Now" spielt während der zweiten Phase des 2. Indochinakriegs, der umgangssprachlich auch "Vietnamkrieg" genannt wird, in Vietnam und Kambodscha.

Vietnam war seit 1887 Teil des französischen Kolonialgebietes Indochina (Vietnam, Laos, Kambodscha). Während der Besatzungszeit im Zweiten Weltkrieg durch die Japaner etablierte sich eine Unabhängigkeitsbewegung (Viet-Minh), die 1945 die "Republik Vietnam" ausrief. Der Führer dieser Bewegung war Ho-Chi-Minh, der seit dieser Zeit Staatspräsident war. 1945 kehrten die Franzosen nach Indochina zurück und gewährten Vietnam Unabhängigkeit innerhalb der Französischen Union. Trotzdem kam es immer wieder zu Konflikten zwischen den Franzosen und den Viet-Minh. Schließlich führte dies zum ersten Indochinakrieg. 1954 endete dieser Krieg mit einer Niederlage der Franzosen. Vietnam wurde zweigeteilt. Der Norden wurde von Ostblockländern unterstützt, Südvietnam stand unter dem Schutz der USA und anderer Westmächte.

Die zunehmende Aktivität der von Nordvietnam unterstützten Terrororganisation "Vietcong", die ein geeintes kommunistisches Vietnam anstrebte, führte zu einem verstärkten Militärengagement der USA 1965. Nach dem Tongkin-Zwischenfall (angeblicher Überfall nordvietnamesischer Torpedoboote auf den US-Zerstörer Maddox) folgte ein offener militärischer Konflikt, der 2. Indochinakrieg. Er endete mit der Niederlage der USA 1975. Der Konflikt ging nach Abzug der Amerikaner zwischen Nord- und Südvietnam weiter. Schließlich gewann Nordvietnam und vereinte Vietnam als kommunistisch orientiertes Land.


SeitenanfangInterpretation des Films


Der wichtigste Interpretationspunkt des Films ist die Darstellung der Egozentrik der Amerikaner. Sie sind besser ausgerüstet als die Vietnamesen, schaffen es jedoch nicht, diese zu besiegen. Im Film wird das auf die Disziplinlosigkeit der amerikanischen Soldaten zurückgeführt. So sind die Soldaten nicht bereit, ihr Leben zu riskieren. Erst als man erfährt, daß der Strand im Kampfgebiet exzellent zum Surfen geeignet ist, bricht man auf. Das Dorf, das vorher fest in Feindeshand war, kann nun beliebig lange gehalten werden. Der Vietcong kann der modernen Militärtechnik und dem Napalm nichts entgegensetzen. Der Feind bleibt bis auf wenige Ausnahmen gesichtslos. Die Bootsbesatzung bekommt während ihrer Flußfahrt nicht einen Vietcong zu sehen. Bei Beschuß wird wahllos in den Dschungel "geballert". An dieser Szene und dem Zwischenfall mit der Dschunke kann die Disziplinlosigkeit festgemacht werden. Zum einen schießen die Amerikaner, um sich beruhigen, zum anderen sind sie so nervös, daß sie wehrlose Zivilisten töten. An der Dulung-Brücke wird einfach nur in die Dunkelheit geschossen. Unter Drogeneinfluß wird wiederum gegen einen unsichtbaren Feind gekämpft, der durch einen blind ausgeführten Schuß mit einem Granatwerfer beseitigt wird. Die Amerikaner werden praktisch von ihrem Drogenkonsum und ihrer Unentschlossenheit besiegt. Dies ist die eigentliche Kernaussage des Films. Sie scheint bedenklich, da sie eine Art der Dolchstoßlegende des Vietnamkriegs darstellt.

Doch Coppola kritisiert auch generell die Art der damaligen Kriegsführung. So kann auch an der Dulung-Szene eine Anklage der sinnlosen Durchhalteparolen festgemacht werden.

Der Charakter Kurtz’ wird im Buch wie im Film gleich dargestellt. Kurtz ist der poetische Krieger, der den wahren Kern des Krieges erkannt hat und ihn konsequent nachvollzieht. Er hat sich den Schrecken des Krieges zum Freund gemacht ("hat man ihn nicht zum Freund, ist er der erbittertste Feind"). Das erklärt dessen Greultaten. Er schafft es, seine Taten zu relativieren. So bildeten die Amerikaner halbe Kinder zu Bomberpiloten aus, um Menschen zu töten, erlaubten ihnen aber nicht, "Fuck" auf ihre Maschinen zu schreiben, da dies "unmoralisch" wäre. Kurtz zeigt auf diese Weise zwar die Absurdität der amerikanischen Logik, führt jedoch die grausame Logik des Krieges in aller Konsequenz wie oben beschrieben durch. Coppola will auf diese Weise keinesfalls die Taten oder die Logik Kurtz’ rechtfertigen. Er will zeigen, was Krieg wirklich bedeutet, wenn man die Ansätze konsequent zu Ende denkt. Sie bedeuten nämlich den Verzicht auf jegliche Moral und führen zu willkürlichen Gewalttaten.

Willard wird vom Krieg sowohl angezogen, als auch von ihm angewidert. Er übt eine ständige Faszination auf ihn aus, doch er wird von den Schrecken, die er sieht, so abgestoßen, daß er sich wünscht, zu Hause zu sein. Ebenso ergeht es Marlow, den die Unerforschtheit und Undurchdringlichkeit Afrikas anzieht. Als er die Realität sieht, wird er abgeschreckt. Dennoch verliert der Dschungel nicht mehr das Fascinosum für ihn, obwohl er ihn für etwas Bedrohliches hält.


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Diese Seite wurde von Markus Beier erstellt. Sie wurde das letzte Mal am 17.07.1999 aktualisiert.