Der Roman "Herz der Finsternis" spielt im Kongo des späten 19. Jh. und des frühen 20. Jahrhunderts. Das war die Zeit der europäischen Kolonialpolitik. Fast alle europäischen Staaten besaßen Kolonien in Afrika, Asien oder der Südsee. In Afrika waren hauptsächlich die Franzosen, Briten und Deutschen vertreten. Die Erforschung Westafrikas nahm länger Zeit in Anspruch, aber Äquatorialafrika schien am Vorabend der "großen Aufteilungen" noch geheimnisvoller zu sein. Der erste, der dort eindrang, war Savorgnan de Brazza (1875), der das rechte Ufer des Kongo und des Ogne entdeckte und für Frankreich erwarb. Vier Jahre später landete der berühmte Stanley im Dienste des Königs der Belgier, Leopolds II., an der Mündung des Kongo, fand zwar auf dem rechten Ufer einen französischen Posten, erwarb aber in kurzer Zeit ungeheure Gebiete, indem er geschickt mit den eingeborenen Häuptlingen verhandelte. Die Verteilung schien friedlich fortzuschreiten, als Portugal, das seit Jahrhunderten an den Gestaden von Angola niedergelassen war, Ansprüche auf das Mündungsgebiet des Kongo erhob. Großbritannien unterstützte es, um seinen wichtigsten Rivalen in Afrika, Frankreich, zu treffen. Leopold II. protestierte heftig, unterstützt von Frankreich und Deutschland, dessen Reichskanzler Bismarck vom November 1884 bis zum Februar 1885 eine internationale KongoKonferenz nach Bali einberief. Das Ergebnis dieser Konferenz war die Neutralität des Kongobeckens, des "Unabhängigen Kongostaates" unter der Souveränität Leopolds II.. 1889 vererbte Leopold den Kongo an seinen Staat, so wurde Belgien auch Kolonialmacht.
In den Kolonien hatten weitgehend "Handel-Companys" das Sagen. Dabei wurde die Besetzung der Länder oft mit der "Weiterentwicklung" begründet, aber eigentlich spielten nur wirtschaftliche Gründe eine Rolle. Dabei wurde die eingeborene Bevölkerung oft unter härtesten Bedingungen zur Arbeit gezwungen, für die sie oft nichts außer einem fast wertlosen Stück Draht bekamen.
Der Hauptkritikpunkt in Joseph Conrads Buch, "Herz der Finsternis" ist die Praxis der Kolonisation europäischer Staaten in Afrika. Informationen darüber erlangte Conrad auf seinen Reisen, insbesondere der in den Kongo 1898.
Im Buch wird die Kolonisation als wirtschaftliche Ausbeutung des Landes dargestellt.
Sämtliche Verwaltungsaufgaben werden von Handelsgesellschaften übernommen, deren Ziel es ist, möglichst großen Gewinn durch den Handel mit Elfenbein zu erzielen. Man versucht gar nicht erst, zivile Verwaltungsstrukturen aufzubau-en und einen Staat in der Kolonie zu etablieren. Durch die Verwendung von Eingeborenen als Lastträger gibt es fast keine Dörfer mehr in der Umgebung der Handelsstationen, da sie vor der Versklavung flüchten. Conrad klagt in diesem Zusammenhang den Selbstbetrug der Kolonialmächte an. Diese sagen nämlich, daß sie die Eingeborenen nicht verskla-ven, sondern fair bezahlen. Sie geben ihnen jede Woche ein zehn Zentimeter langes Stück Kupferdraht. Trotz der Unsin-nigkeit werden die Arbeiter pünktlich und genau ausbezahlt. Ursprünglich sollten die Arbeiter die Stücke in Eingebore-nendörfern gegen Lebensmittel und Gebrauchsgegenstände eintauschen. Hier kann man sehen, daß die Kolonisatoren versuchen, das Land sich anzupassen anstatt sich dem Land anzupassen. Sie übertragen ihre Vorstellung des Handels auf den fremden Kulturkreis. Das System funktioniert insofern, als sich die Eingeborenen mit Glasperlen und Drahtstücken als Bezahlung abspeisen lassen, doch letztendlich bringt ihnen der Handel keinen Gegenwert für ihre angebotenen Lei-stungen. Ein weiteres Beispiel für das Fehlen von Anpassungsfähigkeit ist der penibel weiße Leinenanzug des Buchhalters der Handelsstation, an der Marlow zuerst ankommt. Diese Szenen entwerfen das Bild eines europäischen Staats in Afri-ka, in dem die Landschaft und die Ureinwohner als unerfreuliche Begleiterscheinungen geduldet werden.
Ein weiterer wichtiger Kritikpunkt sind die "Bekehrungsversuche" der Kolonisatoren, die nur als Rechtfertigung der Ausbeutung dienen. Das Land wird in der damaligen Zeit häufig als finsteres Gebiet dargestellt, in das man das Licht der Zivilisation tragen muß. Dies wurde nur als Propaganda für die Heimat benutzt. In dem Land wurden keine Anstrengun-gen unternommen, es "weiterzuentwickeln". So gibt ihm seine Tante den Ansporn mit auf den Weg ,den Wilden die Zivi-lisation zu bringen, während im Kongo Ansätze industrieller Anlagen (z.B. Bergbau) verrotten.
Die zweite Hauptperson des Buches, neben Marlow, ist der Handelsagent Kurtz. Marlow erfährt auf seiner Reise zu ihm von verschiedenen Personen bruchstückhaft etwas über ihn. Kurtz soll angeblich der beste Agent der Company sein. Der Direktor des Gebietes erkennt seine Leistung an, hat jedoch Angst, daß er von diesem abgelöst wird. Die anderen Agen-ten sind neidisch auf Kurtz und spinnen aus Langeweile Intrigen gegen ihn. Bei seiner Ankunft bemerkt Marlow, daß Kurtz ein Gewaltregime aufgebaut hat, in dem er mit uneingeschränkter Macht herrscht. Alles deutet darauf hin, daß Kurtz wahnsinnig geworden ist. Er verkörpert den zum Gott gewordenem Menschen. So sind ihm zwei Eingeborenen-stämme völlig ergeben. Marlow, der sich dem Bann Kurtz kaum entziehen kann, erkennt, daß dessen Verhalten eine mögliche Reaktion auf den Umgang mit den "Wilden" ist. So weckt die Umgebung "Urinstinkte" aus dem Unterbewußt-sein, die man in der "Zivilisation" für verschwunden hielt. Jeder, der dieser Umgebung ausgesetzt ist, wird mit diesen Urinstinkten konfrontiert. Den Ort dieser Konfrontation nennt Conrad das Herz der Finsternis. Kurtz ist aufgrund seines Ehrgeizes den Instinkten erlegen und lebt sie nun frei aus. Marlow ist von seiner Konsequenz beeindruckt. Er mag viel-leicht etwas Falsches tun, aber verfolgt seinen Weg wenigstens zielstrebig, auch wenn er sich dabei in Grausamkeiten verstrickt, während die übrigen Händler vor dem Land ihre Augen verschließen. Marlow beschreibt seinen Verstand als vollkommen klar und logischen Grundsätzen folgend, lediglich die Seele sei verwirrt. Kurtz scheint der einzige zu sein, der die Gesamtheit des Landes begreift. Auf diese Weise wird Marlow der Vertraute Kurtz. Conrad zeigt so die Ambi-valenz des Kongo. Er übt eine Faszination aus, doch will man sie wirklich verstehen, gerät man in die Gefahr, dem "grauen"-haften Element des Dschungels zu erliegen. Die übrigen Agenten bleiben von diesem Konflikt unberührt, da sie sich nie mit ihrer Umgebung befassen und ihren Aufenthalt als Zwischenstation auf ihrer Karriereleiter sehen. Ebenso kann als Grund für die Resistenz die Ignoranz der Kolonialmächte angeführt werden. Diese weigern sich standhaft, die Realität anzuerkennen und darauf reagieren.
Aufgrund der uns vorliegenden Übersetzung sind die meisten literarischen Stilmittel für uns verborgen geblieben. Es fällt jedoch auf, daß die Interpretation der Erzählung vollständig dem Leser überlassen bleibt. Man erhält keine Hilfen, worauf der Autor hinauswill. Die Kernaussage des Werkes wird nie deutlich genannt. Sie kann lediglich an einigen Stellen erahnt werden. Die autobiographischen Züge des Romans lassen sich in der Art der Erzählung sehen. Ein Mann erzählt eine Geschichte, die er gerade erzählt bekommt. Die komplizierte Erzählperspektive ließe jedoch eher auf eine direktere Wertung des Geschehenen schließen. Auf diese Weise erhält der Leser zwar ein subjektives Bild der Handlung, bekommt aber die Intentionen des Autors nicht direkt mitgeteilt, da dieser nur die Informationen weitergibt, die er von Marlow erhält.
Bei der Wortwahl Conrads fällt der häufige Gebrauch des schon im Titel enthaltenen Wortes "Finsternis" auf. Dies und andere kleinere Bemerkungen stellen den Dschungel als etwas Düsteres und Gefährliches dar.
Conrad schrieb in Englisch und nicht in seiner Muttersprache Polnisch, da ihm dies nach eigenen Angaben mehr Sicher-heit brachte.
Der Sekundärliteratur ließ sich entnehmen, daß einige Passagen direkt aus seinen Reisetagebüchern übernommen wurden. Von den Kritikern sei ihm eine neue Art der Charakterdarstellung (gescheiterte Helden) angedichtet worden. Sie wären jedoch schon in früherer Literatur zu finden gewesen.
Am Anfang des Films zerstören die Amerikaner unter den Klängen des Liedes "The End" von den Doors ein Stück Dschungel. Doch das alles findet nur in der Erinnerung Captain Willards statt, der betrunken in einem Zimmer in Saigon seinen Alpträumen nachhängt. Er wartet dort auf einen Auftrag. Wenig später wird er von zwei Soldaten zu einem Einsatz nach Natrang abgeholt. Dort nimmt Captain Willard an einer geheimen Einsatzbesprechung teil. Ihm wird der Auftrag erteilt, einen Colonel namens Kurtz, der sich mit seinen Männern im Dschungel verschanzt hat, zu eliminieren. Dieser hochdekorierte Offizier hat dort angeblich ein Terrorregime errichtet.
Am nächsten Tag fährt Captain Willard mit einem Patroullienboot den Mekong hinauf, um seinen Auftrag auszuführen. Mit ihm an Bord sind nur unerfahrene Kinder, die er "Teddys" nennt. "Clean", ein "Junkie" aus der Bronx, "Chef", ein Saucier aus New Orleans, Lance, ein Surfer und "Chief", der erfahrenere Kapitän des Bootes. Kurze Zeit später treffen sie auf die Erste von der neunten Luftkavallerie, ihren Begleitschutz. Sie zerstören gerade ein Dorf. Als sie mit dem Boot am Strand landen, verteilt der Kommandant Colonel Kilgore, der eine Nordstaatenuniform des amerikanischen Bürgerkriegs trägt, Totenkarten. Dabei hört er die Schreie eines schwer verwundeten Vietcong, der um Wasser fleht. Ein Soldat der Südvietnamesen will ihm keines geben. Der Kommandant ist darüber sehr verärgert, er will ihm sogar aus seiner eigenen Feldflasche zu trinken geben. Bevor er dazu kommt, hört er, daß Lance Johnson, ein berühmter Surfer, mit Willard angekommen ist. Daraufhin läßt er den Soldaten liegen.
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Angriff auf das Dorf zu den Klängen von Wagners Walkürenritt. Während überall noch Granaten einschlagen, werden Kilgores Männer vor die Wahl gestellt: Surfen oder Kämpfen |
Um den Nung-Fluß befahren zu können, muß das Boot an einem Dorf vorbei, das fest in "Charlies" Hand" ist. Kilgore erklärt sich erst bereit, sie dorthin zu bringen, als er hört, daß es dort "phantastische Wellengipfel" zum Surfen gäbe. Am frühen Morgen wird das Dorf angegriffen. Wenige Kilometer vor dem Dorf läßt Kilgore damit beginnen, Wagners "Walkürenritt" zu spielen, da dies einen demoralisierenden Effekt habe. Später wird im Granatwerferfeuer gesurft. Am nächsten Tag fährt Willard mit seiner Besatzung weiter. Während der ganzen Fahrt sinniert er über Kurtz und die Informationen über ihn, die er in Form eines Dossiers erhalten hat. Abends erreichen sie einen Stützpunkt an dem sie auftanken. Nachts findet dort eine besondere Attraktion statt. "Playmaids" werden eingeflogen, um die Soldaten aufzumuntern. Doch sie müssen schnell wieder flüchten, da Soldaten auf die Bühne stürmen.
Als sie weiterfahren, kontrollieren sie eine Dschunke. Weil die Frau bei der Kontrolle eines Korbs auf "Chef" zuläuft, fängt "Clean" an, auf das Boot zu schießen. Aus Unsicherheit fangen die anderen auch an. Alle Personen auf der Dschunke werden getötet.
Abends erreichen sie die Dulung-Brücke. Die Soldaten, die dort den Brückenkopf ohne Kommandant verteidigen, sind alle auf "Acid" (LSD) und schießen wahllos in den Dschungel. Das Boot wird aufgetankt. Am darauffolgenden Tag zündet Lance auf dem Boot eine Rauchbombe. Daraufhin wird das Boot beschossen. Clean wird getroffen und stirbt. Als nächstes gelangen sie in eine Nebelwand. . Es dringen Stimmen aus dem Nebel zu ihnen, Der "Chief" will das Boot stoppen, aber Captain Willard zwingt ihn zur Weiterfahrt. Am nächsten Morgen wird das Boot mit Pfeilen ohne Spitzen beschossen. Als die Besatzung daraufhin sinnlos in den Urwald feuert, stirbt der "Chief" durch einen "echten" Pfeil. Willard wünscht sich zu diesem Zeitpunkt immer mehr, Colonel Kurtz gegenüberzutreten. Bei ihrer Ankunft treffen sie zunächst auf einen amerikanischen Fotoreporter, der ein glühender Verehrer des Colonels ist. Der erzählt ihm, daß Kurtz nicht da, sondern mit seinen Männern im Dschungel dei. Deshalb brechen der Captain und Lance auf, ihn zu suchen. Für den Fall, daß sie nicht zurückkehren sollten, bekommt "Chef" die Aufgabe, das Dorf durch einen Napalmangriff zerstören zu lassen. Auf ihrem Weg finden der Captain und Lance überall Leichen von Vietnamesen. Als sie das Dorf erreichen, werden die beiden von Eingeborenen überwältigt, während Lance sich halb totlacht. Willard wird zu Kurtz gebracht, der sich mit ihm unterhält. Lance, immer noch unter Drogeneinfluß, bleibt unangetastet. Nach der Unterhaltung, es ist inzwischen Nacht geworden, wird der Captain eingesperrt. Der Reporter redet mit ihm. Wenig später wird ihm "Chefs" Kopf in den Käfig geworfen. Tags darauf wird Willard wieder zu Kurtz gebracht. Er weiß nicht mehr, ob er ihn töten oder ihn verehren soll. Nach einer Unterhaltung, bei der Kurtz die berühmten Worte "Das Grauen, das Grauen" sagt, bittet Kurtz Willard nach seinem Tod zu seinem Sohn zu gehen und ihm alles zu erzählen. In der nächsten Nacht tötet Willard den Colonel, während eines Ritus der Eingeborenen Kurtz zu Ehren, mit einer Machete. Als er aus dessen Hütte kommt, knien die Soldaten und die Eingeborenen vor ihm nieder.
Im Abspann wird das Dorf durch Napalmbomben vollständig vernichtet.
Diese Seite wurde von Markus Beier erstellt. Sie wurde das letzte Mal am 17.07.1999 aktualisiert.