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Einleitung

Nachdem wir, das sind Boris Rewald und Markus Beier, uns im Unterricht mit Literaturverfilmungen auseinandergesetzt haben, beschäftigen wir uns in diesem Referat mit diesem Thema. Wir betrachteten die Zusammenhänge zwischen Joseph Conrads Buch "Herz der Finsternis" (1899) und dessen Verfilmung "Apokalypse, Now" (1979/80) von Francis Ford Coppola. Beide Medien sollten verglichen werden, um so auf Chancen und Probleme bei der Übertragung von einem Medium in ein anderes aufmerksam zu werden. In diesem speziellen Fall war dies gut möglich, da das Buch und der Film auf den ersten Blick außer der Figur Kurtz’ nichts miteinander gemeinsam zu haben schienen. Erst bei näherer Betrachtung fallen die Analogien ins Auge.

Bei der Bearbeitung des Referats griffen wir auf das Buch, den Film und Sekundärliteratur zurück (s. Anhang). Bei der Beschaffung der beiden letztgenannten Dinge traten große Schwierigkeiten auf. Zum einen ist der Film in dem Alter, daß er nicht mehr in regulären Videotheken, aber auch noch nicht in Antiquariaten zu finden war, zum anderen ist die Sekundärliteratur zu Buch und Film äußerst spärlich gesät.

Das Referat mag vielleicht recht knapp vorkommen. Dies liegt daran, daß das Seitenlimit 10 DIN A4 Seiten betrug.


SeitenanfangInhalt des Buches


"Herz der Finsternis" ist eine Erzählung Joseph Conrads aus dem Jahre 1899. Sie ist in doppelter Erzählerperspektive geschrieben. Ein Unbekannter erzählt von einem gewissen Marlow, der wiederum seine Erlebnisse in Afrika schildert.

Am Anfang der Geschichte befindet sich Marlow mit vier weiteren Personen auf einer zum Auslaufen bereiten Yacht im Themsehafen von London. Plötzlich erzählt Marlow eine Geschichte von der Landung der Römer in Britannien und bezeichnet diese Epoche als Phase der Erleuchtung. Die zivilisierten Römer hätten Licht in die Finsternis der Wilden gebracht. Ähnlich wie einem römischen Schiffskommandanten sei es ihm in Afrika ergangen. Man solle sich einen römischen Bürger vorstellen, der nun in dieses wilde Land komme. Es übe eine Faszination, aber auch etwas Fürchterliches auf einen aus. Dies sei auch der Beweggrund für ihn gewesen. Als Knabe habe er eine Landkarte von Afrika und die großen freien Flächen auf ihr gesehen und sofort den Entschluß gefaßt haben, dorthin zu fahren. Als Erwachsener sah er erneut eine Karte Afrikas. Sie habe sich zwar mit Namen, aber auch mit Finsternis gefüllt. Der Kongo habe ihn sofort in seinen Bann gezogen und ihn an eine Handelsgesellschaft erinnert, die dort Handel mit Dampfschiffen treibe.

Über seine Tante kommt Marlow an ein Kommando bei der französischen Firma. Ein Dampferkapitän ist getötet worden. Nach einem kurzen Besuch bei einem Sekretär der Agentur und einer Untersuchung durch einen Arzt, der die Veränderung der Person während ihres Aufenthalts in Afrika zu ermessen versucht, fährt er auf einem Postschiff mit zu seinem späteren Einsatzgebiet, dem Kongo. Die Reise verläuft eintönig. Sie wird nur durch die Begegnung mit einem Kriegsschiff unterbrochen, das ständig ins Landesinnere feuert. Nach 30 Tagen auf See kommt das Schiff an der Mündung des Kongo an.

Da sein Dampfer 200 Meilen flußaufwärts liegt, fährt er das erste Stück mit einem Boot der Gesellschaft zu einer ihrer Stationen. Hier trifft er das erste Mal auf schwarze Sklaven, die schlecht behandelt werden und erheblich unterernährt sind. Die Station ist nicht mehr im besten Zustand, und überall liegt Schrott herum. Der Buchhalter der Station, von dem Marlow empfangen wird, ist ein tadellos gekleideter und herausgeputzter Mann. Von ihm erhält Marlow die erste Information über einen Agenten namens Kurtz. Seine Elfenbeinlieferungen sollen enorm sein.

Nach 10 Tagen des Wartens kommt eine Karawane, mit der er zu seinem Boot reisen soll. Bei seiner Ankunft an der Hauptstation wird ihm mitgeteilt, daß sein Dampfer auf dem Grund des Flusses liege. Der Direktor habe versucht, mit einem Freiwilligenkapitän flußaufwärts zu fahren. Dabei sei der Dampfer aufgelaufen. Marlow ist der Direktor auf anhieb unsympathisch. Auch die übrigen Weißen kommen ihm wie Teufel vor. Er nennt sie wegen der langen Stäbe, die sie bei sich tragen, und der Tatsache, daß sie das Elfenbein geradezu anbeten, Pilger. Alle scheinen Angst vor Kurtz zu haben.

Die Reparatur ist erst nach drei Monaten beendet, da keine Nieten vorhanden sind. Die Fahrt soll zu Kurtz’ Station gehen. Vier "Pilger" und der Direktor nehmen an der Fahrt teil. Als Crew dienen 20 eingeborene "Kannibalen", die aus der Umgebung angeworben werden. Sie kommen nur langsam voran. Von Zeit zu Zeit treffen sie auf Eingeborene, deren Handlungen und Sprache sie jedoch nicht verstehen können. 50 Meilen unterhalb des Ziels kommen sie an eine Hütte, die sehr verfallen ist. Vor ihr ist Holz aufgeschichtet. Man findet eine Nachricht, die besagt, daß das Holz für sie sei und man sich schnell, aber vorsichtig nähern solle. Es wird beschlossen, aufgrund der Warnung nur noch bei Tage zu reisen. In der Nacht des darauffolgenden Tages ankern sie in der Mitte des Flusses. In der Morgendämmerung wird es sehr neblig. Plötzlich hören sie Kriegsgeschrei vom Ufer. Die Fahrt wird langsam fortgesetzt. Als sich nach zwei Stunden der Nebel hebt, werden sie mit Hunderten kleiner Pfeile aus dem dichten Ufergestrüpp beschossen. Die "Pilger", die schon nach dem Geschrei ihre Winchesters hervorgeholt hatten, beginnen, wahllos in die Böschung zu ballern, ohne ein Ziel zu treffen. Ein geschleuderter Speer trifft Marlows Rudergänger, einen Schwarzen den sein Vorgänger angelernt hat. Intuitiv betätigt er die Dampfpfeife und verscheucht damit die Eingeborenen.

Durch einen Zwischenruf seiner Zuhörer unterbrochen, resümiert Marlow alles, was er bis zu diesem Zeitpunkt über Kurtz in Erfahrung bringen konnte. Kurtz sei zum Teil in England erzogen worden, er besitze eine unglaublich Eloquenz, die sich in einem Bericht, den Kurtz für die "Gesellschaft zur Unterdrückung der Bräuche der Wilden" verfaßte, zeige. Marlow ist sehr fasziniert von dem Wesen Kurtz’ und begierig, mit ihm zu reden.

Als der Direktor andeutet, daß Kurtz höchstwahrscheinlich tot sei und es besser wäre umzukehren, entdecken sie die sehr verfallene Station des Agenten. Sie werden von einem Mann in einem aus Flicken zusammengenähten Anzug empfangen. Die "Pilger" gehen sofort an Land, um mit Kurtz zu sprechen. Der Mann, ein russischer Seemann, kommt an Bord und unterhält sich mit Marlow. Von ihm erfährt er, daß sie wegen Kurtz angegriffen worden seien. Der Stamm bete ihn an wie einen Gott und wolle nicht, daß er fortgebracht werde. Er sei sehr krank. Der Russe, dem die Hütte flußabwärts gehört, ist von ihm begeistert, fürchtet jedoch seine Launen. Die Arbeitsweise des Agenten stellt sich als Raub von Elfenbein mit Hilfe der ihm ergebenen Krieger dar.

Zufällig entdeckt Marlow, während er sich mit einem Fernglas die Station ansieht, daß die Kugeln auf den Zaunpfählen vor der Station Köpfe von Menschen sind. Der Seemann meint, es seien Rebellen gewesen, an denen ein Exempel statuiert worden sei und die er sich nicht abzunehemen getraut habe.

Plötzlich kommt eine Gruppe Männer mit einer Bare aus dem Haus. Die "Wilden", die sich vorher im Wald verborgen gehalten haben, treten nun auf die Lichtung, auf der das Haus steht. Erst nach einigen Worten des Mannes auf der Bare ziehen sie sich zurück. Nachdem sie ihn in einer Kabine des Schiffes untergebracht haben, erscheint eine prachtvoll geschmückte Frau. Sie tritt nahe an den Dampfer heran, kehrt jedoch um und geht in den Wald zurück. Daraufhin verläßt der Russe das Boot, da er glaubt, daß ein Komplott der Weißen an Bord gegen Kurtz im Gange sei.

Um Mitternacht wacht Marlow aus seinem Schlaf auf und entdeckt einen Ritus der Schwarzen. Ihm fällt auch auf, daß Kurtz seine Kabine verlassen hat. Er nimmt die Verfolgung mit der Intention, ihn bewußtlos zu schlagen, auf. Als er ihn stellt, ist es zu gefährlich, ihn zu schlagen. Auf nicht erwähnte Weise bringt er Kurtz zurück in die Kabine.

Nach Verladung des Elfenbeins der Station treten sie gegen Mittag des folgenden Tages die Heimreise an. Am Ufer versammelt sich nun der Stamm. Im Vordergrund stehen drei Männer, die Marlow schon bei dem Ritus entdeckt hatte, und die Frau. Er verscheucht die Eingeborenen mit der Dampfpfeife, während die "Pilger" das Problem schon wieder mit ihren Winchesters zu lösen versuchen.

Die Rückreise geht schnell. Marlow führt nun ein längeres Gespräch mit Kurtz, in dessen Verlauf er Kurtz’ Verhalten und die Gründe dafür zu verstehen beginnt. Der Agent stirbt wenig später.

Nach seiner Rückkehr nach Europa besucht er Kurtz’ Verlobte und gibt die Briefe, die dieser ihm kurz vor seinem Tod zur Überführung mitgegeben hat, da er fürchtete der Direktor könne seine Sachen durchsuchen.


SeitenanfangJoseph Conrads Lebenslauf


Joseph Conrad wurde am dritten Dezember 1857 in Breditschew/Polen (heute: Ukraine) als einziges Kind von Apollo und Eva Korzeniowski geboren. Sein bürgerlicher Name lautete damals noch Jozef Teodor Konrad Korzeniowski.

Sein Vater war Anhänger der "Roten", die die Unabhängigkeit Polens durch bewaffneten Aufstand erreichen wollten. Am 21.Oktober 1861 wird Apollo wegen seiner Aktivitäten im Untergrund von Warschau verhaftet und im Jahr 1862 mit seiner Familie nach Wolodga (nördliches Rußland) verbannt. 1863 wird der Familie die Umsiedelung nach Tschernigow in der Nähe von Kiew erlaubt. Am 18. April 1865 stirbt Conrads Mutter dort nach langer Krankheit im Alter von 34 Jahren an Tuberkulose. Im Jahr 1868 wird den Korzeniowskis gestattet, Rußland zu verlassen. Sie ziehen erst nach Lemberg im österreichischen Teil Polens und später, Anfang 1869, nach Krakau, wo Conrad zum ersten Mal eine Schule besucht. Doch am 23. Mai stirbt sein Vater im Alter von 49 Jahren ebenfalls an Tuberkulose. Conrad führt bei der Beerdigung einen riesigen Trauerzug an.

Nachdem er jetzt einige Zeit bei der Verwandtschaft "herumgereicht" worden ist, übernimmt sein Onkel Tadeusz Bobrowski seine Vormundschaft. Auf seinen eigenen Wunsch hin verläßt Conrad Krakau und geht zurück nach Lemberg, wo er ein Gymnasium besucht. Der einzige Unterricht, dem er etwas abgewinnen konnte, war Erdkunde. Später erzählte Conrad oft, daß er in einer dieser Erdkundestunden seinen Finger auf den weißen Fleck in der Landkarte Afrikas legte und sagte: "Dort will ich hin, wenn ich erwachsen bin!"

Ein Jahr später, 1874, beginnt Conrad seine seemännische Laufbahn in der französischen Handelsmarine. Doch man braucht kein Psychologiestudium, um zu erkennen, daß Conrad vor allem die Flucht aus dem "Familiengrab" Polen interessiert hat. 1878 treiben ihn hohe Schulden in einen Selbstmordversuch. Die Kugel verfehlt das Herz knapp und verletzt ihn nicht lebensgefährlich. Später ist Conrad der Selbstmordversuch peinlich, er scheint ihn aber trotzdem seelisch gut überwunden zu haben. Am 10. Juni des gleichen Jahres setzt er nach England über, wo er Vollmatrose wird. Jetzt folgen Jahre auf See, darunter seine Reise als zweiter Offizier der "Narcissus" von Bombay nach Dünkirchen, die ihn später zu seinem wohl bekanntesten Roman der "Nigger von der Narcissus" inspirierte.

Im August 1886 erwirbt Conrad die britische Staatsangehörigkeit, und drei Monate später besteht er die Prüfung, die ihn zum Kapitän der britischen Handelsmarine qualifiziert. 1890 besucht er seinen Onkel in Polen, zu dem er eine sehr gute Briefverbindung hat und den er hier zum letzten Mal vor dessen Tod im Jahre 1894 sieht. Nach diesem Besuch reist er acht Monate im Auftrag der "Société Anonyme Belge pour le Commerce du HautCongo" in den belgischen Kongo. Seine Erlebnisse dort inspirieren ihn zu dem Buch "Das Herz der Finsternis". Über die Reise gibt es zwei Tagebücher, "The Congo Diary" vom 13. Juni bis zum ersten August und das "UpRiver Book" vom dritten bis zum 16. August 1890. Außerdem gibt es eine Reihe von Briefen an seinen Onkel, die Auskunft über die Reise geben.

Das erste Buch wird während des etwa 400 Kilometer langen Fußmarsches von Matadi nach Kinshasa geführt. Dort stellt sich heraus, daß sein Schiff beschädigt ist, und er reist auf dem 15TonnenDampfer "Roi de Belge" in das etwa 1600 Kilometer entfernte Stanley Falls. Auf dieser Fahrt notiert er sich im UpRiver Book vor allem navigatorische Einzelheiten. Conrads Gesundheitszustand verschlechtert sich auf dieser Reise derart, daß er vorzeitig nach Europa zurückkehren muß. Conrad war vor dieser Reise davon ausgegangen, an einer Forschungsexpedition teilzunehmen. Darum war er um so mehr entsetzt, als er dort die Praxis des Kolonialsystems beobachtete.

Knapp drei Jahre fährt Conrad jetzt noch zur See, bis er 1894 zum letzten Mal als Kapitän von Bord geht.

Sein erstes Buch "Almayers Wahn" erscheint 1895 im Fischer Unwin Verlag unter dem Künstlernamen Joseph Conrad. Ein Jahr später heiratet er am 24. März 1896 Jessie George, die, wie er sie beschreibt, eine "gute Kameradin" ist und die bis zu seinem Ende, trotz der 15 Jahre Altersunterschied, so etwas wie ein Mutteräquivalent ist. Nach einer Hochzeitsreise in die Bretagne zieht er mit seiner Frau nach StanleyleHope/Essex, wo 1898 sein erster Sohn Borys geboren wird. Es folgen mehrere Umzüge innerhalb Englands. 1910 hat Conrad einen physischen und nervlichen Zusammenbruch, der mit seiner Reise vor 20 Jahren in den Kongo zusammenhängt. Er hatte sich damals chronische Gichtanfälle, Rheuma, neuralgische Schmerzen in Zusammenhang mit einer pathologischen Depression eingehandelt. Wegen seiner Verfassung zog man ins ruhiger gelegene Chapel House in Kent. Vom 25. Juli bis zum zweiten November 1914 machten die Conrads eine Reise nach Polen, wo sie der Kriegsausbruch überraschte. Es gelang ihnen erst nach einem Umweg über Genua, nach England zurückzukehren. In Polen mußte sich Conrad als Vaterlandsverräter beschimpfen lassen, weil er Polen in der Stunde der Not verlassen und weil er die britische Staatsbürgerschaft angenommen hat. Diese Vorwürfe haben ihn hart getroffen. Seine Entschuldigungen und Rechtfertigungen klingen merkwürdig abstrakt, denn er konnte ja nicht sagen, daß Polen, die Heimat seiner Landsleute, für ihn ein Grab ist.

1923 reiste Conrad auf Einladung seines Verlegers nach Amerika, wo ihm ein herzlicher Empfang bereitet wird. Der späte Ruhm und die öffentlichen Ehrungen, die ihm in seinem letzten Lebensjahr zuteil wurden, täuschten Conrad nicht darüber hinweg, daß die Zeit seiner großen Leistungen fast ein Jahrzehnt zurücklag. Conrads Rang als einer der größten Schriftsteller Europas in unumstritten, und seine Werke haben zahlreiche Spuren in der Literatur des 20. Jh. hinterlassen.

Trotz aller langjährigen Leiden kam sein Tod plötzlich. Am 3. August 1924 starb er an den Folgen eines Herzanfalls. Das Grab liegt auf den städtischen Friedhof in Canterbury.


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Diese Seite wurde von Markus Beier erstellt. Sie wurde das letzte Mal am 17.07.1999 aktualisiert.